Alles neu macht der Mai 

am 14. Mai 2017 Aktuelles mit 0 Kommentaren

Graue, vermoderte Betonwände, mit vereinzelt erkennbaren Schriftzügen vergangener Jugendkultur, schmückten den Vorhof der IGS Kronsberg am Friedrich-Wulfert-Platz (Nebenstelle), bis, ja bis zum Mai 2017. Alles neu macht der Mai.

Im Herbst 2016 sollten die verwahrlost wirkenden Betonwände bereits von der internationalen Klasse der IGS Kronsberg überarbeitet werden. Stefan Hoch aus Berlin hatte seine tatkräftige Unterstützung zugesagt. Der Herbst 2016 kam aber früher als üblich und recht  kühl und besonders regnerisch an den verabredeten Terminen. So  musste das Projekt auf den Mai 2017 verschoben werden.

 

Die notwendigen Vorarbeiten wurden von den Malern vom Hölderlinstützpunkt erledigt. In der kalten Jahreszeit standen einige Betonwände dann taubenblau auf dem Vorplatz der Schule. Auch das zeigte eine besondere Wirkung im Gegensatz zur winterlichen Natur, aber auch im Zusammenspiel mit der „blauen Schule“.  Viele Kinder und Jugendliche, aber auch Spaziergänger aus Bemerode, blieben verwundert stehen. Ist das nun Kunst oder soll ich mich ärgern oder freuen? Ein irritierender Augenblick in der sonst oft schnelllebigen Zeit. Hier hatte sich was verändert, was unveränderlich schien.

Jetzt im Mai 2017 machte sich die internationale Klasse der IGS Kronsberg mit Unterstützung des Künstlers ans Werk. In Teamarbeit und in deutscher Sprache musste der sachgemäße Gebrauch der Handwerkszeuge gelernt werden. Mit viel Freude und auch Geschick wurden die einstmals grauen, vermoderten Betonwände gestaltet.

Und das war erst der Anfang! Es geht noch weiter!

 

Lernen kann sehr gut gelingen, wenn persönlich bedeutsame Themen in das Lernfeld rücken. Diese selbst gewählten Themen können begeistern, aber auch entgeistern, viel Freude machen, aber auch viel Angst. Zwangsläufig stellte sich die Frage, wie wird in Syrien, in Israel,  in Afghanistan, im Irak, in Spanien, in Polen, in Somalia  der Frühling begrüßt. Was geschieht dort, wenn die Sonne höher steigt, während wir in Bemerode graue Betonwände färben? Das Verständnis füreinander und die Freude miteinander macht neugierig auf weitere Fragen und Antworten.

Alles neu macht der Mai, auch die Entdeckung auf sich selbst.

Rudolf Kleine-Huster


Alles neu macht der Mai ist ein Gedicht, das der Schulmeister und Schriftsteller Hermann Adam von Kamp (1761 – 1867) aus Mülheim im Jahr 1818 verfasste.

Alles neu macht der Mai

Alles neu macht der Mai
macht die Seele frisch und frei,
kommt heraus, lasst das Haus,
windet einen Strauß!
Rings erglänzte Sonnenschein,
duftend prangen Flur und Hain,
Vogelsang, Hörnerklang
tönt den Wald entlang.

Wir durchziehen Saatengrün!
Haine, die ergötzend blüh’ n!
Waldespracht, neu gemacht
nach des Winters Nacht.
Dort im Schatten an dem Quell
rieselnd munter silberhell,
Klein und Groß ruht im Moos,
wie im weichen Schoß.

Hier und dort, fort und fort,
wo wir ziehen, Ort für Ort,
weit und breit, alles freut
sich der schönen Zeit.
Stimmet Jubellieder an!
Singe jeder wie er kann:
Alles neu, frisch und frei
macht der holde Mai.